Vor genau 100 Jahren, im Jahr 1923, erlebte Deutschland eine der schwersten Hyperinflationen der Geschichte. Sie dauerte etwa ein Jahr. Das Vertrauen in die Währung ging vollständig verloren.
In dieser Zeit stieg die Inflation auf mehrere tausend Prozent pro Monat an, was dazu führte, dass das deutsche Papiergeld praktisch wertlos wurde. Die kompletten Ersparnisse und die Existenzgrundlage der Mehrheit der Bürger wurden so vernichtet.
Bei einer solchen Hyperinflation verliert das Geld seine Kaufkraft vollständig, da die Preise für Waren und Dienstleistungen sehr schnell und stark ansteigen.
Die Hyperinflation erreichte im November 1923 ihren Höhepunkt, als der US-Dollar im Vergleich zur Reichsmark auf 4,2 Billionen stieg. Dies bedeutete, dass eine Tasse Kaffee, die im Januar noch 1 Reichsmark gekostet hatte, im November 4,2 Billionen Reichsmark kostete. Ein Ei kostete 100 Milliarden Mark und ein Brot 200 Milliarden Mark.
„Die Geschichte des Papiergeldes ist leider immer wieder auch eine Geschichte der Geldentwertung.“
Jens Weidmann, ehem. Präsident der Deutschen Bundesbank und ehem. Vorstandsmitglied der BIZ
Heute, 100 Jahre später, sind die Bedingungen für eine Hyperinflation in Deutschland und anderen Ländern anders, aber es ist wichtig, die Gründe und Auswirkungen der Hyperinflation von 1923 zu verstehen, um die aktuellen Entwicklungen besser einordnen zu können.
Die Gründe für die Hyperinflation 1923 waren:
• Reparationszahlungen nach dem Ersten Weltkrieg und die damit verbundenen Schulden
• Druck der Regierung, um die Schulden zu begleichen, indem sie die Geldmenge erhöhte
• Kriegsbedingte Produktionseinschränkungen und hohe Nachfrage nach Gütern
Nicht erst seit dem Ausbruch der Covid-19-Pandemie im Jahr 2020 haben viele Länder weltweit wieder massive Geldmengen in die Wirtschaft gepumpt, um den wirtschaftlichen Schaden zu begrenzen. Experten warnten daher schon lange davor, dass dies zu einer neuen Welle der Inflation führen wird.
So gibt es tatsächlich einige Gemeinsamkeiten zwischen 1923 und 2023:
• Die Erhöhung der Geldmenge durch Regierungen und Zentralbanken
• Staatliche Schulden und Haushaltsdefizite
• Wirtschaftliche Herausforderungen aufgrund von Pandemien und Handelskonflikten
Genauso gibt es aber auch Unterschiede zur aktuellen Situation:
• Fehlen eines Währungssystems wie dem Euro, das eine gemeinsame Geldpolitik hat
• Stärkere Regulierung der Finanzmärkte und der Geldpolitik
• Im Vergleich zu 1923 eine größere Verantwortung der Zentralbanken für die Kontrolle der Inflation
Die aktuelle Inflation ist zwar noch nicht so dramatisch wie die Hyperinflation von 1923, doch die Angst vor einer weiteren Eskalation bleibt bestehen. Die nach wie vor hohen Preise für Lebensmittel, Energie und Rohstoffe machen es für viele Menschen aktuell zu einer wichtigen Aufgabe, ihre Ersparnisse und ihr Vermögen zu schützen.
Viele Menschen sowie die Notenbanken kaufen auch in dieser Krise wieder Sachwerte wie Gold, um ihr Vermögen vor dem Kaufkraftverlust des Papiergeldes zu bewahren. Laut dem World Gold Council stieg die weltweite Goldnachfrage im Jahr 2022 im Vergleich zu 2021 um 18 Prozent.
Es gibt eine Parabel, die dieses Szenario sehr gut veranschaulicht:
Vor 100 Jahren vergrub ein Großvater eine Kiste mit Gold im Garten, während ein anderer Großvater zur gleichen Zeit eine Kiste mit Reichsmark vergrub. Im Jahr 2023 findet der Enkelsohn beide Kisten.
Welche Kiste ist wertvoller?
„Solange bei Kapitalforderungen der Negativsaldo von Zins und Inflation geringer ist als das, was ich hinterher herausbekomme, das heißt, dass die Inflation höher ist als der Ertrag, habe ich eine garantierte Vermögensvernichtung am Ende des Jahres und insofern bleibt nur Sachwert, Sachwert, Sachwert.“
Dr. Franz Hölzl, Vorstand der Auvesta Edelmetalle AG